BULGARIEN, KÖNIGREICH DER ROSEN

Ab dem 7. Jahrtausend v. v. Chr. ließen sich die Thraker auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens nieder. Im 5. Jahrhundert v. Chr. beherrschte diese bereits strukturierte und hierarchische Zivilisation die Bearbeitung verschiedener Metalle und Filigranarbeiten. Dank jüngster archäologischer Ausgrabungen sind in mehreren Museen des Landes eine Reihe bemerkenswerter Objekte von erstaunlicher Raffinesse dieses von Homer erwähnten Volkes ausgestellt. Damit enthalten sie die ältesten Goldschmiedegegenstände der Welt. Außerdem ist in Kazanlak (UNESCO-Stätte) eines der 3000 Gräber zu besichtigen, aus denen diese Kostbarkeiten stammen.

Dank ihres außergewöhnlichen Gehalts an aromatischen Ölen wird die berühmte bulgarische Rose, Rosa damascena, verwendet, um ihre Essenz zu extrahieren, einem natürlichen Bestandteil von Kosmetikprodukten und Parfums aller großen Marken der hohen Parfümerie. Um 1 kg dieser kostbaren Essenz zu extrahieren, benötigt man mindestens 3500 kg frische Blütenblätter, die frühmorgens zwischen 5:00 und 10:00 Uhr von Hand gepflückt werden, wenn die Aromen am präsentesten sind. Ein erfahrener Arbeiter kann nur etwa 30 kg pro Tag pflücken. Der Preis der Essenz dieser Rosen wird ab 6000 Euro pro Kilo ausgehandelt. Von Mitte Mai bis Mitte Juni lebt die bezaubernde Region rund um die Stadt Kazanlak, auch „Tal der Rosen“ genannt, ganz im Rhythmus der Ernte und der damit verbundenen Feste. Zur Freude der Einheimischen und Touristen…

Nach alter thrakischer Tradition tauschen die Bulgaren am 1. März „Martenitsi“ aus. Das sind kleine Puppen namens „Baba Marta“ aber auch Armbänder, Kordeln oder Bommeln in Weiß und Rot. Diese kleinen Objekte symbolisieren den Übergang vom Winter zum Frühling. Sie sollen ihren Besitzern Gesundheit, Glück und Wohlstand schenken, sofern diese Träger sie nach den ersten Frühlingsboten unter einen Stein legen oder an einen Obstbaum hängen: Schwalben, Störche oder blühende Bäume. 2018 wurde dieser Brauch von der Unesco in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Der Weltrekord im Hochsprung der Frauen gehört immer noch der bulgarischen Athletin Stefka Kostadinova. 1987 gelang es ihr bei der Weltmeisterschaft in Rom, die Latte von 2,09 m zu knacken. Bis heute ist es keiner anderen Sportlerin gelungen, diese sensationelle Leistung zu übertreffen.

Nichts stärkt die Darmflora besser als bulgarischer Joghurt. 1905 entdeckte ein junger bulgarischer Arzt und Mikrobiologe, Stamen Grigorov, im mikrobiologischen Labor von Professor Léon Massol in Genf einen Bakterienstamm, der später Lactobacillus bulgaricus genannt wurde. Diese ganz besondere Sorte ist das Grundelement des Naturjoghurts. Schmackhafter und sehr cremiger bulgarischer Joghurt ist reich an den Vitaminen B1, B2, C, A, D, E, PP, B12. Seine wohltuende Wirkung auf das Verdauungssystem ist unbestritten. Touristen schätzen es nicht nur wegen seines Geschmacks und seiner heilenden Wirkung, sondern auch wegen der Tatsache, dass es der beste Weg ist, verbrannte Haut nach einem Sonnenbrand zu beruhigen.

Auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco steht seit 2009 eine weitere bulgarische Besonderheit: das Tanzen auf Glut. Diese alte Tradition lässt sich heute im Dorf Bulgari im Südosten des Landes beobachten. Am 3. und 4. Juni, während der Feier der Schutzheiligen St. Konstantin und St. Helena, versammeln sich die Dorfbewohner zuerst in der Kirche. Nach der Messe bilden sie eine Prozession und begeben sich zum Klang von Trommeln und Dudelsäcken zur Quelle des heiligen Wassers außerhalb des Dorfes. Symbolisch erhalten sie Weihwasser und eine Kerze als Zeichen ihrer Gesundheit. Die Feier findet am Abend ihren Höhepunkt. Die Dorfbewohner bereiten das Feuer vor und bilden einen stillen Kreis darum. Dann kommen die „Nestinaris“, die Tänzer, ins Spiel. Sie gehen und tanzen barfuß auf der brennenden Glut nach uralten Riten.

Schwer nachvollziehbar ist die Tatsache, dass die Füße der Nestinaris nach ärztlicher Untersuchung intakt bleiben, ohne jede Spur von Verbrennungen.

Wie das Sprichwort sagt, Reisen prägen die Jugend. Da wir alle im Herzen jung geblieben sind, werden wir während unserer Tour unsere Neugier und unser Wissen weiter nähren.